2012 ist das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft getreten, um das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu schützen und ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung zu fördern. Mit dem Blick auf die Gefahr von sexualisierter Gewalt wurden Institutionen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, aufgefordert, Rahmenbedingungen zum bestmöglichen Schutz zu schaffen.
Als Segelschiff, das erlebnispädagogische Jugendreisen anbietet, bekennen wir uns mit unserem Schutzkonzept klar zum Schutz gegen seelische, körperliche und insbesondere sexualisierte Gewalt. Wir bieten einen sicheren Raum und geben Missbrauch keine Chance.
Dazu wurde in einem ausführlichen Prozess und in Zusammenarbeit mit der spezialisierten Fachberatungsstelle PETZE Prävention Kiel ein umfassendes Schutzkonzept zur Prävention von und Intervention bei sexualisierter Gewalt entwickelt. Zunächst wurde eine Risikoanalyse vorgenommen, um darauf aufbauend für die Herausforderungen der Besatzung des Segelschiffs Thor Heyerdahl ein spezialisiertes Schutzkonzept zu erstellen.
Ein Segelschiff in seiner Abgeschlossenheit auf See, dem begrenzten Raum und dem intensiven Zusammenleben von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen führt zu ganz besonderen Herausforderungen für ein vertrauensvolles, wertschätzendes und vor allem für ein umsichtiges Miteinander. Die Arbeit an Bord führt unausweichlich zu emotionaler Nähe und Bindungen, die von zentraler Bedeutung für die Entwicklung eines Gemeinschaftssinnes sind. Mit dem Bewusstsein, dass diese Nähe und die Beziehungsarbeit die Gefahr birgt, ungleiche Machtverhältnisse zu schaffen, wurden Leitlinien für das Miteinander an Bord entwickelt, für die sich jedes Besatzungsmitglied mit seiner Unterschrift zur Einhaltung und Wahrung unseres Verhaltenskodex verpflichtet. Ziel ist es, durch Sensibilisierung und Information aller Menschen an Bord, sexualisierter Gewalt vorzubeugen und diese zu verhindern.
Wir legen dafür besonderen Wert auf einen professionellen Umgang mit Nähe und Distanz. Wir sensibilisieren dazu, Grenzverletzungen zu erkennen und sorgen durch eine offene Kommunikationskultur dafür, Grenzverletzungen rechtzeitig anzusprechen und zu verhindern. Unser pädagogisches Konzept zielt zudem darauf ab, den jungen Menschen mehr Verantwortungsbereiche zu übergeben, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich als selbstwirksam zu erfahren und damit Machtstrukturen zwischen Erwachsenen und jüngeren Menschen zu durchbrechen.
Jedes Mitglied der Stammbesatzung bekennt sich deshalb zu unseren Leitlinien zur Prävention von sexualisierter Gewalt
- Die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf körperliche und seelische Unversehrtheit sind zu achten. Hierzu gehört auch das Recht auf (sexuelle) Selbstbestimmung.
- Wir schützen die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen vor Schaden. Sexistisches, rassistisches, diskriminierendes, manipulatives und gewalttätiges Verhalten jeder Art wird nicht toleriert.
- Wir bieten Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum, um ihre Identität, Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit zum selbstbestimmten handeln entwickeln zu können.
- Wir gehen verantwortungsbewusst und als Vorbild für andere mit Nähe und Distanz um und respektieren die Intimsphäre und persönlichen Schamgrenzen von Kindern, Jugendlichen und allen Mitgliedern der Stammbesatzung.
- Wir bekennen uns klar zu unserer Verantwortung für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Wir verfügen über ein klar geregeltes Beschwerdeverfahren, entwickeln Konzepte zur Prävention von sexualisierter Gewalt und sensibilisieren unsere Vereinsmitglieder und die Stammbesatzung für das Thema im Rahmen von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen.
- Wir stehen für ein Klima offener Auseinandersetzung mit dem Thema Sexismus und sexualisierte Gewalt und sorgen für Transparenz im Umgang mit Verdachtsfällen.
- Grenzverletzungen jeglicher Art wird konsequent begegnet. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen steht dabei an erster Stelle. Im Verdachtsfall informieren wir den Vereinsvorstand und ziehen stets die Beratung externer Fachstellen hinzu.
- Jede Form von sexuellen Handlungen mit oder vor minderjährigen Schutzbefohlenen ist strafbar und wird ggf. auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Verstöße werden zur Anzeige gebracht und ziehen den Vereinsausschluss nach sich.
- Die genannten Leitlinien gelten für alle ehrenamtlich Tätigen, haupt- und nebenberuflichen und hauptamtlichen Beschäftigten in unserem Verein.
Wir schauen hin, hören zu und nutzen im Verdachtsfall unser Beschwerdemanagement: Wir klären den Verdacht nicht alleine an Bord, sondern informieren aktiv und umgehend unsere Schutzbeauftragten an Land. Diese ziehen im Umgang mit entsprechenden Situationen bei Bedarf spezialisierte Fachberatungsstellen hinzu und leiten in Rücksprache mit den Personen an Bord alle notwendigen Schritte ein. Unsere Ansprechpartner sind dabei sowohl für unsere Teilnehmer und unsere Crew an Bord, aber selbstverständlich auch für Sie als Eltern und Angehörige, jederzeit ansprechbar.
Unsere Ansprechpartner zum Thema Schutzkonzept sind:
Dr. Christian Haehl (1. Vorsitzender): christian.haehl@thor-heyerdahl.de
Elea Wolter (Vorstandsmitglied): elea.wolter@thor-heyerdahl.de